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Besondere Fähigkeit: Wie Super-Recognizer jeden Täter erkennen

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Menschenmassen: Besonders nach den Übergriffen in der Kölner Silvesternacht 2015/2016 wurde in Deutschland vermehrt auf Super Recognizer:innen gesetzt. Sie können Verdächtige mit ihrer Gabe aus der Masse herausfiltern, wenn es zuvor schon Fahndungsfotos gab. Das Foto stammt aus dem Jahr danach, 2016/2017.

Bild: picture alliance / Geisler-Fotopress/ Christoph Hardt


Sie merken sich Gesichter, erkennen Verdächtige und schnappen so Verbrecher:innen. Super Recognizer:innen unterstützen mit ihrem besonderes Talent die Polizei. Hier erfährst du, ob auch du ein:e Super-Recognizer:in bist.

Super-Recognizer: Das Wichtigste in Kürze

  • "Recognize" bedeutet auf Deutsch "erkennen". Super-Recognizer:innen sind Menschen, die Gesichter oder andere Details viel besser erkennen können als Normalbürger:innen und selbst besser als Künstliche Intelligenz.

  • Schätzungsweise ein bis zwei Prozent der Bevölkerung besitzen diese Gabe. Es ist ein Talent, das zwar trainiert und geschärft, aber nicht neu erlernt werden kann.

  • Die Polizei setzt solche Talente bei Fahndungen ein, lässt sie Fotos am Computer vergleichen und schickt sie auch ins wahre Leben hinaus, zum Beispiel auf Bahnhöfe.

  • Hast auch du das Talent, Menschen aus der Masse heraus zu erkennen? Unten erfährst du, wie und wo du dich testen lassen kannst, ob du ein:e Super Recognizer:in bist.

Super-Recognizer: Auch in Deutschland im Einsatz

Die Polizei in Nordrhein-Westfalen vergleicht ihre Effektivität mit einer Datenbank auf zwei Beinen. Super Recognizer:innen sind Menschen, die ein besonderes Talent besitzen, auf das auch die deutsche Polizei immer mehr zurückgreift. In Bayern, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und anderen Bundesländern aber auch bei der Bundespolizei werden sie bereits eingesetzt.

Häufig kommen sie bei Demonstrationen, Volksfesten, Sportveranstaltungen, Messen, bei Krawallen oder auf Bahnhöfen zum Einsatz, um bekannte Störenfriede oder verdächtige Gesuchte aus der Masse heraus zu erkennen.

Oft werden sie auch zum Bildabgleich herangezogen, wenn es sich nicht um Menschen handelt. Sie können sich merken, wie und wo ein Glas auf einem Foto stand oder welches Muster die Tapete hatte oder welcher Sticker auf einem Kühlschrank klebte. Dies kann besonders bei der Ermittlung und dem Sichten von Tatorten bei Kinderpornographie hilfreich sein.

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Wichtige Arbeit: Ein Super-Recognizer der Polizei Rheinland-Pfalz demonstriert seine Fähigkeiten beim Bildabgleich. Dabei werden die Gesichter auch aus verschiedenen Perspektiven geprüft.

Bild: picture alliance/dpa/Andreas Arnold


Super-Recognizer:innen: Warum erkennen sie Gesichter besser?

Super-Recognizer:innen wissen oft lange nicht, dass ihre Fähigkeit etwas Besonderes ist. Sie können meist auch nicht erklären, wie ihnen das genau gelingt. Eine Theorie von Forschenden ist, dass sich Super-Recognizer:innen bei einem Gesicht beispielsweise weniger auf die Augen konzentrieren wie gewöhnliche Menschen. Sie nehmen verschiedene und somit auch mehr andere Details wahr wie das Kinn, die Wangenknochen oder Falten. So haben sie eine größere Chance, dieses Gesicht wieder zu erkennen.

Bisher erfüllen sie ihre Aufgabe besser als Computer-Programme, die sich auf künstliche Intelligenz stützen. Denn die menschlichen Super-Recognizer:innen erkennen die Teile des Gesichtes, auch wenn diese durch Frisur, Bart, Alterungsprozess, Gewichtszunahme oder schlechte Bildqualität verändert wurden. Selbst maskierte Täter finden sie wieder. Die KI versagt hier häufig.

Neben Gesichtszügen können Super-Recognizer:innen Verdächtige aber auch an anderen Merkmalen erkennen. Das können zum Beispiel eine besondere Fingerstellungen an den Händen sein, Bewegungs-Abläufe oder eine Gangart.

Super-Recognizer:innen können ihre Erinnerungen Monate abspeichern und erkennen daher Personen auch sehr viel später auf Fotos oder Videos oder auf der Straße wieder. In Deutschland gelten sie aber nicht als Sachverständige, sondern ihr Talent wird eingesetzt, um Ermittlungs-Hinweise zu geben.

Mach den Test: Bist du ein:e Super Recognizer:in?

In Europa wurden die Super-Recognizer schon früh in Großbritannien eingesetzt. Das begann verstärkt 2011 mit den "London Riots". Nach dem Tod eines 29-Jährigen durch Polizeischüsse kam es zu Aufständen. Die Universität von Greenwich hat einen Test entwickelt, der zeigt, ob die Kandidat:innen genügend Erinnerungsvermögen haben, um als Super-Recognizer:innen eingestuft zu werden. Den Test findest du hier.

Die britische Super-Recorgnizerin Kelly Desborough gilt al seine der besten der Welt. Sie hat diesen Test mit den Bestnoten absolviert. Willst du mehr über Kelly erfahren? Dann schau einfach mal bei "Galileo X-Plorer" auf Joyn rein.


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Auch die deutschen Behörden suchen immer wieder nach Super Recognizer:innen, die sich eine Karriere bei der Polizei vorstellen können. Solltest du also denken, du gehörst dazu, gibt es auch hier verschiedene Testverfahren.

Die wichtigsten Fragen zu Super Recognizer:innen

In Deutschland arbeiten sowohl die Bundespolizei als auch die Landeskriminalämter verschiedener Bundesländer, aber auch die Polizeibehörden einzelner Städte mit Super Recognizer:innen. Deshalb einfach mal dort anfragen.

Super Recognizer:in ist man dann, wenn man Gesichter, Bewegungsabläufe oder auch Dinge und Räume besser wiedererkennt als andere. Das Talent muss aber getestet werden, da eine äußert hohe Treffsicherheit notwendig ist.

Schätzungen zu Folge zählen etwa ein bis zwei Prozent der Weltbevölkerung zu den Super Recognizer:innen.