"Sie wollen Diversity, aber so wirklich dann auch nicht"

GNTM 2022: Heidi Klum engagiert sich für Diversity

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von ds

Heidi Klum und ihr Team beim Modelwettkampf auf Mykonos.

Bild: ProSieben/Richard Hübner


Zum Drehstart der 17. Staffel GNTM gibt Heidi Klum eine Pressekonferenz auf der griechischen Insel Mykonos. Dort zeigt sich die Modelchefin voller Vorfreude - und hat eine wichtige Message: Sie möchte etwas in der Modewelt verändern. Doch obwohl Wandel in der Luft liegt, scheint der Weg dorthin weiter steinig zu sein.

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Diverser denn je: Bereits 2021 lud Heidi Klum Curvy und Petite Models zu GNTM. Jetzt, zum Auftakt der 17. Staffel, öffnet sie die Türen noch weiter: Die älteste Teilnehmerin bei "Germany's Next Topmodel" 2022 ist 68 Jahre alt.

In Folge 1 von "Germany's Next Topmodel" erzählt Heidi ihrer Gastjurorin Kylie Minogue, dass sich die Suche nach Designer:innen schwierig gestaltet hat. "Wirklich?", fragt die Pop-Ikone erstaunt. "Als sie die Größen erhalten haben, sagten sie: 'Wir können das nicht machen'", so Heidi. "Sie können das schon. Und so macht man das", antwortet die Sängerin bestimmt und deutet vor sich auf den Catwalk und die Outfits der Designerin Jasmin Erbas.

Heidi Klum: "Ich bin bereit dafür"

Mit Model-Konfektionsgrößen von 30 bis 54 sendet Heidi Klum und damit "Germany's Next Topmodel" ein klares Signal: "Ich bin bereit dafür!" Gleichzeitig stellt die Modelchefin ganz offen die Frage: Ist es die Fashion-Welt auch?

Während des Pressegesprächs schildert sie: "Viele [Designer] sind abgesprungen, weil sie uns für diese Maße nichts geben konnten." Darunter seien sehr viele bekannte, große Namen gewesen. "Sie sagen, sie wollen Diversity, aber so wirklich dann auch nicht. Das ist immer so ein komischer Zwiespalt: Die wollen das alle, sagen sie. Aber dann, wenn man das auch gerne machen möchte, gibt es nur wenige, die mitziehen", fasst Heidi zusammen.

"Germany's Next Topmodel" fordert Diversity - und lebt sie auch

Sarina Nowak oder Lily-Rose Depp: Immer öfter stehen Curvy oder auch Petite Models vor der Kamera und erobern die internationalen Laufstege. Seit Staffel 16 legt auch "Germany's Next Topmodel" noch mehr Wert auf Vielfalt. "Ich suche immer noch nach einem Model, das das gewisse Etwas hat. Somit ist das Ziel der Sendung gleich, da hat sich nichts verändert. Aber der Look der Models hat sich verändert und die Nachfrage nach Diversity ist jetzt größer denn je. Somit suche ich nach neuen Gesichtern mit einer großen Vielfalt an Körpergrößen, Alter und Persönlichkeiten."

Dass sich die Modewelt wandelt, ist unverkennbar. Damals habe Heidi in Paris noch als 'übergewichtig' gegolten: "Man hat mich angeguckt, als hätte ich zu oft Fastfood gegessen", erinnert sich die Modelchefin. Zu dem Zeitpunkt trug sie Konfektionsgröße 36. "Ich höre natürlich darauf, was die Branche verlangt, und das ist eben endlich mehr Variety [zu Deutsch: Vielfalt]." Doch trotz dieser Entwicklung hin zu mehr Diversität bleibt die Suche nach Designer:innen, die für "Germany's Next Topmodel" Outfits zur Verfügung stellen, eine Herausforderung.

Einen Tritt in den Hintern der Fashion-Industrie

Bei "Germany's Next Topmodel" entscheidet Heidi Klum, wer in ihren Augen das Zeug zum Topmodel hat – unabhängig von Größe oder Alter. Doch obwohl die Modelchefin zu einer Veränderung in der Fashion-Branche beitragen möchte, verliert ihr altbekannter Satz "Ein Model ohne Job ist kein Model" nicht an Gültigkeit.

"Wir sind eine Reality-Show. Die Jobs, die wir in der Sendung vergeben, sind real. Und wenn wir zu den Kunden gehen, müssen wir sehen, wie divers es nun wirklich wird. Am Ende des Tages ist der Kunde derjenige, der das entscheidet, nicht ich", erklärt Heidi Klum die Problematik.

Doch sie scheut sich weiterhin nicht davor, anzupacken und den schon stattfindenden Wandel voranzutreiben: "Ich hoffe, dass ich da den Designern auch einen Tritt in den Hintern verpassen kann. Denn viele sind uns kurzfristig abgesprungen, als sie die Maße unserer Models bekommen haben."

Heidi Klum: "Jetzt ist dein Moment"

Das lange vorherrschende Schönheitsideal hinterlässt seine Spuren – vor allem auch bei den Models und Frauen, die sich im Modelbusiness etablieren wollen. "Die [Teilnehmerinnen] stehen dann vor mir und können es nicht glauben, dass sie da sind und ich ihnen sage, dass sie schön sind", erzählt Heidi. Viele Tränen seien in solchen Momenten bereits geflossen. Doch für die Modelchefin ist es wichtig, zu vermitteln: Die Chancen sind bei "Germany's Next Topmodel" für alle gleich. Es liegt jetzt an den Models, die Kunden zu überzeugen. "Jetzt ist dein Moment", betont Heidi mit Nachdruck.