"Jumping the Shark"

In diesen Momenten verliert "Homeland" den Plot

Veröffentlicht:

von Christian Stüwe
An manchen Stellen verwischt die an sich großartige Serie dann doch etwas im Plot.

An manchen Stellen verwischt die an sich großartige Serie dann doch etwas im Plot.

Bild: imago images/Mary Evans


Wann ist der Zeitpunkt, an dem eine Fernsehserie ihren Höhepunkt überschritten hat? Bei "Homeland" gibt es mehrere dieser sogenannten Jumping-the-Shark-Momente - und ein Alleinstellungsmerkmal.

Wenn Serien schlecht werden: Das ist "Jumping the Shark"

"Jumping the Shark" – im englischen Sprachraum ist die Redewendung ein Synonym dafür geworden, wenn etwas oder jemand seinen Zenit überschritten hat. Insbesondere gilt das für Serien und Film-Franchises.

Auch bei der Serie "Homeland" haben Fans und Kritiker:innen mehrere dieser Jumping-the-Shark-Momente ausgemacht. Im Gegensatz zu vielen anderen Serien und Filmen gibt es aber nicht den einen Punkt, ab dem es steil bergab geht.

Und keiner dieser Momente hinderte "Homeland" daran, bis zur achten Staffel weiter spannend und erfolgreich zu sein (Achtung, Spoiler folgen!).


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Die Romanze zwischen Mathison und Brody gefällt nicht allen "Homeland"-Fans

Einer dieser Jumping-the-Shark-Momente ist in Staffel 4 zu finden, als sich das Geschehen aus den USA in die pakistanische Hauptstadt Islamabad verlagert. Für viele Fans fühlte sich der Umzug wie ein kompletter Neustart an, sie erkannten ihre Lieblingsserie nicht wieder.

Und tatsächlich ist ein Umzug oder eine ähnlich drastische Veränderung im Leben einer oder mehrerer Hauptfiguren eines der Kriterien für den Jumping-the-Shark-Effekt. Ein anderes Erkennungsmerkmal ist, wenn zwei Hauptcharaktere nach mehreren Jahren ein Paar werden.

Bei "Homeland" dauerte es zwar nicht jahrelang, aber als Carrie Mathison (Claire Danes) und Nicholas Brody (Damian Lewis) in der zweiten Staffel eine Romanze begannen, fühlte sich das für viele Zuschauerinnen und Zuschauer falsch an. Zumal sich die Geschichte mehr und mehr um das familiäre Drama Brodys drehte und weniger um das eigentliche Geheimdienstthema.

Zu krasser Cut? Schaue dir Folge 1 der 4. Staffel an

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Homeland

Bluthochzeit

47 Min • Ab 16

Der Hype um "Akte X" oder "Game of Thrones" endete abrupt

Während es bei "Homeland" also mehrere mögliche Jumping-the-Shark-Momente gibt, lässt sich bei anderen Serien oder Film-Franchises der Moment ziemlich genau bestimmen, ab dem es steil bergab geht.

Bei "Game of Thrones" beispielsweise nahm die Qualität der Erzählung rapide ab, als es keine Buchvorlage von Autor George R.R. Martin mehr gab und Jon Snow (Kit Harrington) von den Toten zurückkehrte, als ob nichts gewesen wäre. Der Hype um das Fantasy-Epos endete ziemlich abrupt, die Fans waren enttäuscht von den beiden finalen Staffeln.

Die Mystery-Serie "Akte X" sprang mit dem Ausstieg von David Duchovny über den Shark. Der Schauspieler war nach dem Finale der siebten Staffel nur noch in Gastauftritten in der Rolle des Agenten Fox Mulder zu sehen, das Interesse an den X-Akten nahm deutlich ab.

"Nuking the Fridge": Der Moment, in dem Indiana Jones eine Atomexplosion überlebt

Auch in den "Indiana Jones"-Filmen gibt es diesen einen Moment, ab dem es bergab geht.

Indy (Harrison Ford) überlebt zu Beginn des Films "Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels" eine Atomexplosion, indem er sich einem bleiverkleideten Kühlschrank versteckt und unversehrt kilometerweit durch die Luft fliegt. Für viele Fans war damit der Punkt erreicht, an dem ihr Lieblings-Archäologe seinen besonderen Charme verloren hatte.

Dieser Moment bekam sogar einen Namen: "Nuking the Fridge". Der Begriff steht seitdem für den Moment, in dem eine hochwertige und beliebte Filmserie plötzlich albern, übertrieben und einfach schlecht wird.

"Jumping the Shark": Ein Synonym für über den Zenit sein

Ganz neu war die "Nuking the Fridge"-Idee aber nicht. Sondern letztlich nur eine Variante des Jumping the Shark-Effekts. Ursprünglich geht der Begriff auf die US-Comedy-Serie "Happy Days" zurück, in der die Figur Arthur Fonzarelli (Henry Winkler) auf Wasserskiern über einen Haifisch springt.

Nach diesem Moment benannte sich die Website jumptheshark.com, die sich eine Zeit lang ausführlich mit Jumping-the-Shark-Effekten in Filmen und Serien beschäftigte, mittlerweile aber nicht mehr in der originalen Form existiert.

Albern: Brody warnt einen Terroristen per SMS

Und vielleicht gibt es doch diesen einen Jumping-the-Shark-Moment bei "Homeland". Denn es wird fast schon ein bisschen albern in "Beirut", der zweiten Folge der zweiten Staffel.

Brody wird von Vize-Präsident William Walden (Jamey Sheridan) in einen Hochsicherheitsraum im Pentagon eingeladen, um bei einer verdeckten Operation in der Hauptstadt des Libanon zuzuschauen. Dabei erfährt er, dass ein Scharfschütze den Terroristen Abu Nazir (Navid Negahban) ausschalten soll.

Daraufhin fummelt Brody unter dem Tisch sein Handy aus der Hosentasche und schickt Nazir aus dem abgeschirmten "War Room" im Pentagon eine Warnung per SMS. Von den zwei Dutzend hochrangigen Offizieren und Politikern um ihn herum bekommt davon natürlich niemand etwas mit.

Nazir liest die SMS im letzten Moment und duckt sich weg, der Schuss des Scharfschützen geht vorbei. Ein Moment, der in etwa so realistisch ist wie der Kühlschrank-Flug durch den Atompilz von Indiana Jones.

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Homeland

Beirut

46 Min • Ab 12

"Homeland" springt über den Shark - und wieder zurück

Für eine Serie wie "Homeland", die die Arbeit von Geheimdiensten zumindest einigermaßen realitätsnah zeigen will, ist das eigentlich ein No-Go.

Aber die gute Nachricht ist, dass "Homeland" trotz einiger schwächerer Momente immer wieder zu seinen alten Stärken zurückfand.

Die Agenten-Serie ist mehrfach über den Shark gesprungen – und wieder zurück. Und das ist in gewisser Weise ein Alleinstellungsmerkmal für "Homeland".

Nicht viele Serien oder Filmreihen können das von sich behaupten.

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In diesen Momenten verliert "Homeland" den Plot