Kölner "Tatort: Colonius"
"Tatort" im Fernsehturm: Warum dieser Drehort so einzigartig war
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von teleschau - Eric LeimannEs ist einer der wohl spektakulärsten Drehorte der "Tatort"-Geschichte: Freddy Schenk (Dietmar Bär, l.) und Max Ballauf (Klaus J. Behrendt, r.) ermitteln im seit 1999 für die Öffentlichkeit geschlossenen Kölner Fernsehturm "Colonius".
Bild: © WDR/Sandra Stein
Fernsehtürme sind oft die höchsten Gebäude deutscher Städte - oft inzwischen aber weitgehend bedeutungslos geworden. Im Kölner "Tatort: Colonius" (Sonntag, 9. März, 20:15 Uhr, im Ersten) lassen Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Schenk (Dietmar Bär) ein vor 26 Jahren für die Öffentlichkeit geschlossenes Kult-Gebäude wieder aufleben.
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Es ist eine geniale Idee, die dem Kölner "Tatort: Colonius" zugrunde liegt: Durch eine Erzählung auf zwei Zeitebenen, 1993 und heute, wird ein mystischer Ort der Rheinmetropole neu entdeckt. Der 266 Meter hohe Fernsehturm, das höchste Gebäude der Stadt, wurde 1999 als Aussichtsplattform dichtgemacht. Grund war mangelnder Brandschutz. Bereits 1994 schlossen das Restaurant und die Diskothek an der Spitze des "Colonius", die nun dem Film seine Geschichte und einen Drehort gibt.
Endlose Fahrstuhlschächte, gruselig verlassene Betonräume
Worum geht es? Ein ehemaliger Szene-Fotograf, Dealer und Partyhengst, der früher im "Colonius" tanzte, liegt erschlagen in seiner Wohnung. Der Mann recherchierte in letzter Zeit viel rund um seine alte Techno-Clique. Nun müssen drei enge Partyfreunde des Opfers auf dem Revier "antanzen": der hippe, jung gebliebene Szene-Gastronom Renè Horvath (Andreas Pietschmann), die taffe Meike Bennis (Karoline Eichhorn) und der gutbürgerlich wirkende Christian Kohlheim (Thomas Loibl). In Rückblenden verkörpern andere Schauspieler die 30 Jahre jüngeren Versionen der drei.
Gedreht wurde komplett an Originalschauplätzen. Sogar die Technopartys der 1990er-Jahre wurden im Club nachgestellt. In der Gegenwart sieht man die Ermittler im 1981 eröffneten, mittlerweile etwas heruntergekommenen Turm ermitteln. Die Kölner Regisseurin Charlotte Rolfes findet dafür spektakuläre Bilder: Ermittler im Gegenlicht weit oben über der Stadt, endlose Fahrstuhlschächte, gruselig verlassene Betonräume.
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Warum steht der Kölner Turm leer?
Dass ihr "Colonius" mitten in der Stadt leer steht, scheint die Kölner zunehmend zu stören. Seit etwa 2010 registrieren Stadt und Bewohner ein wachsendes Interesse an einer neuen Nutzung des Wahrzeichens. Es müssten aber wohl 60 Millionen Euro investiert werden, um beispielsweise ein zweites Treppenhaus einzuziehen - eine der Forderungen des Brandschutzes. Eine Menge Geld, das momentan wohl nur schwer aufzubringen ist.
Dazu kommt, dass alte Konzepte wie Drehrestaurants und Aussichts-Plattform nicht mehr so funktionieren wie früher. Man müsste den "Colonius" wohl in eine moderne Event-Location verwandeln, um das Gebäude wieder wirtschaftlich und für eine Nutzung attraktiv zu machen, sagen Politiker und Kultur-Aktivist:innen der 1,1-Millionen-Stadt.
Welche anderen hohen Fernsehtürme gibt es in Deutschland?
Funktion und Nutzen von Fernsehtürmen haben sich in den vergangenen Jahrzehnten verändert. Früher wurden terrestrische Fernseh- und Rundfunksignale von dort oben verbreitet. Mittlerweile haben Satelliten, unterirdisch verlegte Kabel sowie mehr und mehr das Internet die Verbreitung von Fernsehen und Streaming-Diensten übernommen. Trotzdem stehen Fernsehtürme nicht ganz nutzlos in Deutschland herum.
Sie dienen als Aussichts-Plattformen: zum Beispiel der "Alex" in Berlin. Mit 368 Metern ist der am 3. Oktober 1969 eröffnete Fernsehturm, ein Prestige-Bauprojekt der DDR, bis heute das höchste Bauwerk Deutschlands. Wer nach oben fahren und einen Blick über Berlin werfen möchte, muss sich zu Stoßzeiten auf lange Wartezeiten einstellen.
Viele alte Fernsehtürme wurden auf DVB-T2 umgerüstet und senden heute digitale TV-Signale. Auch als Sendestationen für Radiosignale und zur Übertragung von Mobilfunk sind sie nach wie vor wichtig. Die höchsten Fernsehtürme stehen - nach Berlin - übrigens in Frankfurt (337,5 Meter), Nürnberg (292,8 Meter), München (291,3 Meter) und Hannover (282,2). Der "Colonius" belegt Platz sieben im Deutschland-Ranking.