Falsches Spiel
"Wall Street" mit Charlie Sheen: Darum ist der Film auch heute noch topaktuell
Aktualisiert:
von Anne OppelDie Computer sind veraltet, das Thema nicht: Charlie Sheen spielt einen aufstrebenden Geschäftsmann an der Börse.
Bild: picture alliance / Everett Collection | ©20thCentFox/Courtesy Everett Collection
Der Börsen-Krimi "Wall Street" kam 1987 in die Kinos. Obwohl der Blockbuster mittlerweile fast 40 Jahre alt ist, sind die Inhalte noch absolut up to date.
Wenn man sich den falschen Mentor sucht
Der Markt regelt – nicht immer
Regisseur Oliver Stone hat den Ruf, ein politischer Provokateur zu sein, der am liebsten brisante und umstrittene Themen umsetzt. Sein Thriller skizziert die Börse als hektische Männerdomäne, die von Zockern und Betrügern regiert wird.
In einem Interview zu der Fortsetzung "Wall Street: Geld schläft nie" (2010) sagte er: "1987 als ich Wall Street drehte, dachte ich wirklich, das System würde sich selbst korrigieren. Ich glaubte an so etwas wie Selbstheilungskräfte des Marktes, aber davon kann keine Rede sein. Die Dinge wurden im Gegenteil noch viel viel schlimmer."
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Das Spiel mit den Aktien
Damit meint er, dass Marktmanipulation kein Monopol der 1980er war. Auch heute machen Bilanzfälschungen und Insiderhandel immer wieder Schlagzeilen.
Ein sehr prominentes Beispiel ist der Fall Wirecard. Der deutsche Zahlungsdienstleister räumte ein "Luftbuchungen in Höhe von 1,9 Milliarden Euro" getätigt zu haben. Das führte 2020 zum Konkurs des Unternehmens und zur Verhaftung des CEOs wegen Falschinformationen und Marktmanipulation. Durch die Pleite entstand ein Schaden in Höhe von mehr als 20 Milliarden Euro. Unzählige Investoren und Kleinanleger verloren ihr Geld.
Zuletzt geriet US-Präsident Donald Trump mit seiner neuen Zollpolitik in die Kritik. Die SZ schrieb: "Erst rief der Präsident zum Aktienkauf auf, dann verkündete er seine Zollpause – und die Börsenkurse kannten kein Halten mehr. Mehrere Demokraten werfen ihm deshalb nun Marktmanipulation vor."
Die Kluft zwischen Arm und Reich wächst
Im Film "Wall Street" entsteht schnell den Eindruck, dass sich die Welt in zwei Lager teilt: diejenigen, die an der Börse die Strippen ziehen und absahnen. Und auf der anderen Seite diejenigen, die für ihren Mindestlohn hart schuften müssen.
Oliver Stone bricht diese Diskrepanz zwischen Arm und Superreich nochmal sehr anschaulich runter: nämlich anhand der Beziehung zwischen Bud Fox (Charlie Sheen) und seinem Vater Carl (Michael Sheen). Carl Fox arbeitet schon sein Leben lang als Mechaniker bei einer Fluglinie. Für ihn ist ehrliche Arbeit ein wichtiger Wert, selbst wenn sein Einkommen überschaubar ist - ein Mangel an Ehrgeiz in den Augen seines Sohnes, der ihn anfangs sogar dafür verachtet. Bud Fox will nämlich nach ganz oben und wird mit Hilfe seines Mentors Gordon Gekko (Michael Douglas) zu einem einflussreichen und reichen Broker - ohne Rücksicht auf Verluste.
In einem Interview mit artechock film sagte Oliver Stone: "Es gibt eine enorme Kluft zwischen denen, die Geld gemacht haben, und jenen, die keines gemacht haben. Diese Kluft spiegelt sich in den Gehältern von Managern, der CEOs und denen der Aktionäre." Die haben seiner Ansicht nach nämlich sehr viel verdient. "Normal arbeitende Menschen nicht. Sie haben Geld verloren, sie haben immer weniger Geld zur Verfügung, sie sind verarmt", kritisiert er.
Die Schere zwischen Arm und Reich geht auch aktuell immer weiter auseinander. Laut einer Studie der Boston Consulting Group (Global Wealth Report 2024) sind die Vermögen in Deutschland besonders ungerecht verteilt. 3.300 Superreiche besitzen nämlich knapp ein Viertel des gesamten Finanzvermögens.
Moral oder Profit?
Was zählt mehr: der große Gewinn oder das gute Gewissen? Dieser Gretchenfrage muss sich auch Bud Fox in "Wall Street" stellen.
Der Konflikt zwischen ethischem Handeln und dem Streben nach maximalem Profit ist ein zentrales Element des Films. Diese Ambivalenz spaltet auch heute noch die Gesellschaft und sorgt für heftige Diskussionen in Wirtschaft und Politik. Mindestlohn, faire Produktionsbedingungen, Nachhaltigkeit, Umweltschutz, Rüstungsindustrie, Agrarexporte in Entwicklungsländer sind nur einige wenige Beispiele.
Wilde Partys und noch wildere Geschichten
Ein Bösewicht wie er im Buche steht
Neben den großen philosophischen Fragen, die der Film aufwirft, hat Oliver Stone aber auch eine Figur geschaffen, die Geschichte geschrieben hat: Gordon Gekko ist zu einer kulturellen Ikone geworden und sein Name steht heute noch stellvertretend für ungezügelte Gier.
Charaktere wie Gordon Gekko oder Jordan Belfort aus "The Wolf of Wall Street" machen deutlich, dass sie einem alles andrehen können, wenn Angst, Unsicherheit oder die Hoffnung auf das schnelle Geld groß genug sind.
"Wall Street" bleibt über seine Zeit hinaus relevant, weil der Thriller grundlegende menschliche Verhaltensweisen und systematische Probleme in der Finanzwelt aufgreift. Er regt zum Nachdenken über Ethik, Verantwortung und die potenziellen Gefahren eines rein profitorientierten Denkens an.
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