Kai Pflaume: Vom DDR-Flüchtling zum Fernsehstar

Mehr als drei Millionen Zuschauende freuen sich jeden Montag bis Freitag auf "Wer weiß denn sowas?" im Ersten. Wenn zwei Teams gegeneinander quizzen, ist kurzweilige Unterhaltung garantiert. Das liegt nicht zuletzt an der charmant-entspannten Moderation von Kai Pflaume. Der 1967 in Halle an der Saale geborene TV-Profi steht für Unaufgeregtheit, Wärme und lässigen Humor. Und er ist eines der bekanntesten Gesichter im deutschen Fernsehen. Allein im Jahr 2021 kam Pflaume auf 200 TV-Dreh-Termine.

Außer in "Wer weiß denn sowas?" ist der Moderator auch regelmäßig in der Familien-Spielshow "Klein gegen Groß" und in den Quizshows "Kaum zu glauben!" und "20xx - Das Quiz" zu sehen. Spaß und Kraft scheinen ihm nie auszugehen, und bei großen Abendshows schalten regelmäßig etwa fünf Millionen Menschen ein, wenn Kai Pflaume moderiert.

Erfolgsgarant mit Herz

Ein Energiebündel war der sympathische Entertainer schon früh. In Leipzig, wo er aufwuchs, gab es in der Nachbarschaft kaum einen Baum, auf den der kleine Kai nicht geklettert ist. Nicht immer lief das unfallfrei ab. Sechsmal brach er sich den Arm. Er wollte stets Grenzen austesten, verriet er in einem Interview mit "Die Zeit". Und er hatte schon in jungen Jahren einen erstaunlichen Geschäftssinn: Als Schüler fotografierte er Mannschaftsfotos von westdeutschen Fußballvereinen aus Zeitungen ab und verkaufte die Bilder anschließend an seine Mitschüler. Später ließ er bei einer Verwandten Boxershorts, die im Leipzig der DDR nicht zu bekommen waren, schneidern und verkaufte sie im Bekanntenkreis, dann auch in Geschäften.

Nach seinem Wehrdienst bei der Nationalen Volksarmee begann Pflaume in Magdeburg Informatik zu studieren. Doch das Leben im real existierenden Sozialismus machte ihm zunehmend zu schaffen: "Alles, was über die Grenzen des Systems hinausgeht, war schwierig", sagte er der "Zeit". Im September 1989 nahm sich Pflaume ein Herz und schaffte es, über Budapest in den Westen auszureisen. Seine erste Station: Frankfurt am Main.

"Grenzen austesten" extrem

Eine Ausbildung zum Wertpapierhändler festigte seinen Geschäftssinn. Und im Oktober 1991 bewies Pflaume, dass er auch über Humor und Bühnenpräsenz verfügt: als Kandidat der Fernsehshow "Herzblatt". Von Gastgeber Rudi Carrell gefragt, warum er als gebürtiger Ostdeutscher im Wertpapiergeschäft arbeite, antwortete er trocken: "Ich dachte mir, wenn schon Kapitalismus, dann an der Quelle." Das sorgte für viele Lacher.

Mit Charme, Freundlichkeit und Selbstironie schaffte Kai Pflaume 1993 den Sprung ins TV-Geschäft. In einem Moderatoren-Casting setzte er sich gegen 40 Bewerber durch und bekam den Zuschlag für "Nur die Liebe zählt". 18 Jahre lang, die meisten davon in SAT.1, begleitete er gewöhnliche Menschen bei ihren Herz- und Schmerzgeschichten.

1993: "Nur die Liebe zählt" ist der Ausgangspunkt einer großen Karriere

"Dadurch habe ich ein ganz gutes Gefühl für den Fernsehzuschauer bekommen. Ich habe bei meinen Drehs gesehen, wie ein Großteil der Menschen in Deutschland lebt", sagte Pflaume später. Vielleicht ist das einer der wichtigsten Faktoren für seinen Erfolg und seine Beliebtheit. Er ist ein Mensch, der verbindet, ob Mann oder Frau, ob Ost oder West, ob Stadt oder Land.

Dass er bisweilen als "Traumschwiegersohn" belächelt wird, kratzt ihn dabei nicht besonders. Berührungsängste kennt er im Übrigen auch mit der Generation TikTok nicht. Pflaumes Youtube-Kanal, auf dem er sich mit jungen Influencer:innen unterhält, hat mehr als 80 Millionen Klicks. Was kümmert es Pflaume, wenn ihm einige dafür das Etikett "Berufsjugendlicher" anheften?

Kai Pflaume ist seit 1996 verheiratet und hat zwei Söhne

Schließlich halten ihn die eigenen Kinder jung - und bodenständig. 1995 lernte er Ilka kennen, die er 1996 heiratete. 1997 und 2000 kamen die Söhne Marvin und Leon zur Welt. Sie aufwachsen sehen war für ihn immer das Wichtigste. "Leon und Marvin sollen offen auf andere Menschen zugehen. Wir erziehen unsere Kinder sehr liebevoll. Kinder sollten immer wissen, woran sie sind. Da ist Konsequenz wichtiger als Strenge", verriet er einst im Interview dem "Neuen Blatt".

Seine Kids gaben ihm Bodenhaftung. "Wenn ich mit ihnen zusammen bin, sehe ich die Welt mit anderen Augen. Viele Dinge, die für Erwachsene so wichtig erscheinen, relativieren sich."