Massiv schlechtes Gewissen

Klima-Schuldgefühle: Darum muss Joko in seiner Sendung zum Psychologen

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von Imke Rauhut
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Joko Winterscheidt muss wegen Klima-Schuldgefühlen zum Psychologen.

Bild: ©2023 Amazon Content Services LLC


Die meisten von uns kennen Klima-Schuldgefühle. Zum Beispiel beim Autofahren, obwohl man weiß, dass das schlecht für die Umwelt ist. Auch Joko wird in der dritten Folge seiner "The World’s Most Dangerous Show" mit der eigenen Klimabilanz konfrontiert. Seine Reaktion darauf ist mehr als drastisch.

Das Wichtigste in Kürze

  • In der dritten Folge seiner "World's Most Dangerous Show" bekommt Joko schwere Klima-Schuldgefühle.

  • Die Ursache: Joko setzt sich zwar für den Klimaschutz ein, aber er fliegt viel. Auch sein Auftraggeber hat eine sehr schlechte Umweltbilanz. Wurde ihm nur was vorgemacht oder hat er sich selbst die ganze Zeit belogen?

  • Die Folge: Das schlechte Gewissen übermannt Joko. Der Moderator bricht die Sendung ab. War’s das für ihn oder kann ihm ein Psychologe in letzter Sekunde noch helfen?

Joko leidet an Klima-Schuldgefühlen. Doch was ist das eigentlich?

Während Joko den Braunkohle-Tagebau der Firma RWE bei Hambach besichtigt, der auch als das "größte Loch Europas" bekannt ist, wird er mit dem Thema Greenwashing konfrontiert. Da meldet sich plötzlich massiv das schlechte Gewissen des Moderators. Für Joko wird es so schlimm, dass er sich sogar Hilfe beim Kognitions-Psychologen Christian Stöcker holt. Seine Diagnose: Joko leidet unter Klima-Schuldgefühlen.

Klima-Schuldgefühle gehören zu Gefühlen wie Angst, Trauer, Wut oder Frust, die man in Bezug auf den Klimawandel fühlt. Der Überbegriff hierfür ist Klimagefühle. Wenn man sich also schuldig fühlt, weil man Fleisch isst, obwohl man weiß, dass das schlecht für die Umwelt ist, dann hat man Klima-Schuldgefühle.

Dieses schlechte Gewissen entsteht vor allem in Bezug auf den eigenen Lebensstil. Wenn nämlich das eigene Verhalten zum Wissen um die Auswirkungen auf die Umwelt nicht passt, erzeugt das ein unangenehmes Gefühl. Das nennt sich dann kognitive Dissonanz.

Was also dagegen tun? Weniger Auto fahren, vegan leben, auf Urlaub im Ausland verzichten - kurz, den eigenen CO2-Fußabdruck verringern? Leider ist das nicht so einfach. Der ökologische Fußabdruck ist nämlich, so Stöcker, ein "Propaganda-Instrument der Ölindustrie".

Ich bin ja selber kein Heiliger. Ich meine, ich fliege, ich habe nicht den kleinsten CO2-Fußabdruck.

Joko Winterscheidt

Kann Joko die Welt retten?

Tatsächlich wurde der ökologische Fußabdruck nicht etwa von Greenpeace oder dem WWF erfunden, sondern vom Ölkonzern BP. Zwar wissen Unternehmen schon lange von ihren Auswirkungen auf den Klimawandel, versuchen aber alles Mögliche, um sich ihrer Verantwortung zu entziehen.

Die Auswirkungen des individuellen Konsums auf den Klimawandel sind tatsächlich sehr gering. Nur 100 staatliche Produzierende und Unternehmen sind allein für 71 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich.

Erkenntnisse, die Joko nicht gefallen: "Je mehr ich bohre, desto mehr weiß ich und desto beschissener wird's." Doch zum Glück ist er nicht alleine: Tatsächlich sind die meisten Menschen mit Klima-Schuldgefühlen auch politisch aktiv. Wie beispielsweise die Klima-Aktivistin Clara Mayer und die Rechtsanwältin Dr. Roda-Verheyen, die 2023 den Autohersteller Volkswagen verklagten. Wie und warum genau sie das tun, darüber spricht Joko mit ihnen in seiner Show.

 Klimaaktivistin Clara Mayer und Rechtsanwältin Dr. Roda-Verheyen

Die Klimaaktivistin Clara Mayer (vorne) und Rechtsanwältin Dr. Roda-Verheyen (hinten) verklagten 2023 den Autohersteller Volkswagen aufgrund dessen Missachtung der Klimaschutzziele.

Bild: Amazon Studios


Die wichtigsten Fragen zu Klima-Schuldgefühlen

Ja. Schon im 19. Jahrhundert entdeckte man den Treibhauseffekt. 2021 bestätigte der Weltklimarat IPCC den menschengemachten Klimawandel. Besonders die Zunahme der CO2-Emissionen seit der industriellen Revolution trägt dazu bei, dass sich die Erde schneller erwärmt denn je.

Nein, Zukunftssorgen in Bezug auf den Klimawandel sind mehr Symptome als eine pathologische Phobie. Der Klimawandel wirkt sich aber negativ auf die psychische Gesundheit aus. Laut eines IPCC-Berichts gibt es pro 1 Grad C-Temperaturanstieg ein 0,9 Prozent höheres Risiko für psychische Erkrankungen.

Als erster Schritt hilft es, sich mit seinen Sorgen Freund:innen und Verwandten anzuvertrauen. Außerdem kann man sich mit Gleichgesinnten zusammentun und politisch aktiv werden. Wichtig ist aber auch, sich Auszeiten von Social-Media zu nehmen, um nicht dem "Doom-Scrolling" zu verfallen.