Schlechte Neuigkeiten

Zensur nach BBC-Protest: Malta muss wegen eines Wortes seinen ESC-Titel ändern

Veröffentlicht:

von teleschau

Ein Wort in einem Song beim ESC 2025 soll nicht mehr gehört werden ...

Bild: Eurovision, Adobe Stock


Die maltesische Teilnehmerin Miriana Conte wurde nach einem Protest des britischen Senders BBC aufgefordert, ihren Titel für den Eurovision Songcontest 2025 "Kant" zu ändern. Für die Briten klingt der Titel nach einem derben Schimpfwort


Der Countdown läuft - "Eurovision Song Contest" im Mai 2025


"Wir können definitiv keinen Clip davon abspielen ... niemals!" So äußerte sich Scott Mills, der Moderator der Eurovision-Berichterstattung des britischen Senders BBC, über den Beitrag aus Malta. Grund: Die BBC habe Regeln für die Verwendung unpassender Sprache erlassen. Und deshalb sei "Kant" ein absolutes No-Go.

Das maltesische Wort "Kant" bedeutet zwar nichts anderes als "Gesang". Die Briten allerdings deuten das Wort anders. Im Englischen  ist das exakt gleich klingende Wort "cunt" nämlich Slang für Vulva und wird auch als Schimpfwort benutzt.

Deshalb muss Conte ihren Songtitel ändern. Bis 10. März hat sie Zeit, Titel und eine weitere diskutierte Textstelle so zu ändern, dass sich weder die veranstaltende Europäische Rundfunkunion (EBU) noch sonst jemand daran stört.


In den Fan-Foren wird seit Monaten über "Kant" diskutiert

Geht es nach den ESC-Fans ist an dem Skandal nur erstaunlich, dass er erst jetzt hochkocht. Denn in Blogs wird schon lange über Contes Beitrag und darüber diskutiert, ob die EBU den Song aufgrund des Wortes überhaupt zulassen würde.

Kant oder Cunt? Gesang oder Schimpfwort? So einfach ist es gar nicht. Denn selbst wenn man das C-Wort als Absicht ansieht, wird es unterschiedlich gewertet. Und auch die im Text enthaltene Phrase "serving cunt" steht nicht eindeutig für eine sexuelle Spielart. Im Slang der Queer- und Drag-Szene steht "Cunt" nämlich für Charisma, Einzigartigkeit und Talent. Und "serving cunt" für das Präsentieren von Weiblichkeit und weiblicher Exzellenz oder auch selbstbewusster Unverfrorenheit.

Schimpfwort oder LGBTQ-Hommage? Streit über Maltas Beitrag "Kant"

Miriana Conte zeigte sich von der Entscheidung zur Zensur enttäuscht. Auf ihren Social-Media-Accounts ließ sie ihre Fans wissen: "Auch wenn ich schockiert und enttäuscht bin, vor allem weil wir weniger als eine Woche haben, um den Song zu übermitteln, verspreche ich euch: Die Show wird weitergehen - diese Diva lässt sich nicht unterkriegen!"

Miriana Conte, die früher bereits viermal am maltesischen ESC-Vorentschied teilnahm, aber noch nie gewann, ist eine Ikone der maltesischen LGBTQ-Bewegung, was nahelegt, dass sie durchaus mit der Doppeldeutigkeit des "C-Wortes" spielte - wenngleich nicht in der von der BBC interpretierten Schimpfwort-Variante, sondern als Hommage an die Regenbogen-Gemeinde.

Das wird nichts ändern: Sie muss ihren Songtext und -titel ändern. Die EBU teilte in einem Statement an den britischen "Guardian" mit: "Wenn ein Lied aus irgendeinem Grund als inakzeptabel erachtet wird, erhalten die Rundfunkveranstalter die Möglichkeit, es vor Ablauf der in den Wettbewerbsregeln festgelegten Frist zu ändern oder ein neues auszuwählen."

Die Briten stören sich am bösen "C-Wort"

Das Spiel mit dem bösen "C-Wort" ist in England nicht neu. Legendär wurde das Video zur Fußball-Hymne "Three Lions - Football's Coming Home" von Lightning Seeds für die WM 1998. In dem Clip treffen englische Fußball-Fans auf deutsche Fußball-Fans. Alle (!) Fan-Shirts der Deutschen tragen den Schriftzug "Kuntz". So heißt der deutsche Fußballstar Stefan Kuntz, der die Engländer 1996 aus ihrer Heim-EM schoss. Und natürlich spielten die Briten in dem Clip auf das gleich klingende C-Wort an - alle Deutschen seien eben Cunts.

In dem Clip versöhnen sich Deutsche und Engländer und kicken gemeinsam in den Straßen. So entspannt sehen es die Leute bei der BBC nicht - und wohl auch nicht die Verantwortlichen der EBU, denn dem britischen Protest gegen "Kant" wurde stattgegeben.

Externer Inhalt

Dieser Inhalt stammt von externen Anbietern wie Facebook, Instagram oder Youtube.

Aktiviere bitte Personalisierte Anzeigen und Inhalte sowie Anbieter außerhalb des CMP Standards, um diese Inhalte anzuzeigen.

Auch Deutschlands Isaak wurde 2024 zensiert

Streit um Worte und ihre Bedeutung gab es schon öfter. Letztes Jahr sorgte die umstrittene Disqualifikation des Niederländers Joost für Fan-Frust. Zudem wurde Israels Eden Golan erst zugelassen, nachdem sie ihren Beitrag "October Rain" in "Hurricane" geändert hatte. Die EBU sah in dem ursprünglichen Titel eine Anspielung auf die Hamas-Anschläge vom 7. Oktober.

Und auch Isaak, Deutschlands Vertreter 2024, war von der Zensur betroffen. Weil in seinem Lied "Always On The Run" das Wörtchen "Shit" vorkam, musste die Passage geändert werden. Machte nichts - Isaak wurde Zwölfter und landete den größten deutschen Erfolg seit Jahren.

Eine deutsche Textpassage sorgte im Vorfeld des diesjährigen ESC bereits für Furore. Die Finnin Erika Vikman (32) singt "Ich komme". Das ist zwar die einzige deutsche Textstelle, aber auch die spielt natürlich mit Doppeldeutigkeit. Das führte aber noch zu keinen Beschwerden aus deutschsprachigen Ländern. Und der BBC dürfte die Doppeldeutigkeit wegen fehlender Fremdsprachenkenntnisse nicht auffallen.