Colin Firth ist mein Darcy

Die Colin Firth-Version von "Stolz und Vorurteil" ist die beste - jedenfalls meiner Meinung nach

Veröffentlicht:

von Imke Carmen Rauhut
Elizabeth Bennet und Mr. Darcy

Die BBC-Version von "Stolz und Vorurteil" hat mich einfach umgehauen - und Colin Firth als Mr. Darcy ist auch unwiederstehlich.

Bild: © BBC Studios Germany GmbH, IMAGO / Allstar


Wer liebt nicht die Geschichten von Jane Austen? Allein "Stolz und Vorurteil" wurde schon elf Mal verfilmt. Jüngere Fans werden vor allem die Keira-Knightley-Version aus 2005 kennen. Doch es gibt noch eine Verfilmung, die alle anderen übertrifft - und zwar mit Colin Firth in der Rolle des Mr. Darcy!

Darum ist Colin Firth mein Mr. Darcy

Ich muss zu Anfang etwas gestehen: Ich habe das Buch noch nicht gelesen. Unerhört – ich weiß. Deshalb werde ich auch nicht bewerten können, inwieweit die Verfilmungen buchgetreu sind. In dieser Hinsicht kann ich nur wiedergeben, was ich durch eigene Recherchen herausfinden konnte: nämlich, dass Jane-Austen-Fans die Colin-Firth-Version auch in diesem Punkt bevorzugen.

Ich selbst kannte bis vor kurzem nur die 2005er-Verfilmung von "Stolz und Vorurteil". Matthew Macfadyen als Mr. Darcy ist darin natürlich unvergesslich. Es ist fast schon zur Tradition geworden, den Film regelmäßig mit meiner Mutter anzuschauen und vom sozial eher unbeholfenem Gentleman zu schwärmen. Ich bin dieser Version also keineswegs abgeneigt.

Das macht es nicht gerade einfacher, diesen Kommentar zu schreiben und es fühlt sich ein bisschen so an, als würde ich Matthew Macfadyens Darcy betrügen. Mittlerweile muss ich aber zugeben, dass Colin Firth einfach der geborene Mr. Darcy und die Verfilmung, in der er mitspielt, die bessere Version vom Buchklassiker ist.

"Bridgerton" trifft auf "Downtown Abbey"

Ich werde jetzt auf den Inhalt der Geschichte eingehen. Wer also keine Spoiler lesen möchte, sei hiermit gewarnt.

Doch zuerst beantworte ich euch eine wichtige Frage: Nämlich woher stammt die hochgelobte Verfilmung mit Colin Firth überhaupt? Es handelt sich dabei um eine sechsteilige Fernsehverfilmung der BBC aus dem Jahr 1995. Genau in diesem Aspekt unterscheidet sich die Mini-Serie ganz grundsätzlich von ihrem modernen Pendant aus dem Jahr 2005. Je nach Fassung dauert sie insgesamt etwa 300 Minuten. Das sind ganze fünf Stunden!

Durch die längere Laufzeit erhält man einen tiefen Einblick in Jane Austens Welt zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Dazu tragen auch die (insoweit ich das beurteilen kann) zeitgemäßen Kostüme, Musik und Drehorte bei. Ich bin mir sicher: Diese Regency-Romanze mit Familiendramen und historischen Elementen wird die "Bridgerton"- und "Downtown Abbey"-Fans begeistern!

Die Liebe zum Detail betont auch den gesellschaftskritischen Aspekt der Geschichte. Während sich die moderne Verfilmung mit Keira Knightley aus dem Jahr 2005 mehr auf das Liebesdrama zwischen den beiden Protagonist:innen konzentriert, vermittelt die ältere Version ein Gefühl für die Komplexität der Ständegesellschaft und die Problematik der Erbfolge.

Es verwundert also nicht, dass Fans diese Version bevorzugen. In der Mini-Serie wurden nicht nur ganze Buch-Stellen direkt übernommen, sondern auch weitere Szenen hinzugefügt, um den Zuschauer:innen die entfernte Epoche näherzubringen. Als jemand, der das Buch nicht gelesen hat, konnte ich dadurch der Handlung viel besser folgen als bei der modernen Version, in der alles etwas gehetzter wirkt. Oder habt ihr kapiert, warum Elizabeth darin scheinbar von einem Ort zum nächsten hopst? Also ich nicht.

"Stolz und Vorurteil": Hier punkten die Figuren aus der Mini-Serie

Wenn ich an den Kinofilm aus 2005 denke, dann denke ich natürlich zuerst an die beiden Hauptfiguren. Danach fallen mir die aufgebrachte Mrs. Bennet oder Elizabeths gutmütige Schwester Jane ein. Doch andere Nebenrollen, wie ihre beste Freundin Charlotte, habe ich schnell vergessen.

Ganz anders ist das bei der Mini-Serie. Ich muss sagen, dass die BBC-Version mich in diesem Punkt am meisten überzeugt hat. Mir war vorher gar nicht bewusst, wie viele Figuren in der Geschichte tatsächlich vorkommen - es sind an die 30! Ich habe normalerweise echt Schwierigkeiten, mir Namen zu merken. Doch beim Zuschauen der Serie habe ich tatsächlich problemlos den Überblick behalten können. 

Das liegt vor allem daran, weil die Persönlichkeiten der Figuren und ihre Beziehungen sehr viel mehr vertieft wurden. Wie zum Beispiel Mr. Bennet, den ich aus der 2005er-Verfilmung eher als passive Nebenrolle und gescheiterte Vaterfigur in Erinnerung hatte. In der Serie aus 1995 wird er mehr in den Vordergrund gerückt. Es wird deutlich, warum er und Elizabeth eine so enge Beziehung haben und seine gewitzten Kommentare sind es allein schon wert, die Mini-Serie anzuschauen.

Grundsätzlich wird den Nebenfiguren in der BBC-Version mehr Aufmerksamkeit geschenkt und sie hinterlassen dadurch einen stärkeren Eindruck. So erinnere ich mich nach dem Ansehen noch an die liebenswürdige Mrs. Gardiner und ihren freundlichen Ehemann, an die kränkliche Anne de Bourgh oder auch an den betrunkenen Mr. Hurst, der in der modernen Version gar nicht erst vorkommt.

Auch die einzelnen Handlungsstränge werden nicht vernachlässigt. Besonders Lydias Entführung durch George Wickham wirkt in der Serie viel gravierender und fühlt sich tatsächlich wie eine Entführung an. Anders als in der Kinofilm-Version, in der beide nur kurz verschwinden und dann frisch verheiratet wieder auftauchen.

Figuren und Beziehungen aus "Stolz und Vorurteil"

Hier ist eine knappe Übersicht der meisten Figuren und ihren Beziehungen zueinander. Weitere Beziehungen findet ihr beim Anschauen der Mini-Serie heraus. Man muss ja nicht gleich alles spoilern ;)

Bild: ProSieben


Jane Austen wäre wohl stolz darauf

Es gibt noch vieles, was ich über diese Version von "Stolz und Vorurteil" loben könnte. Wie beispielsweise Colin Firths großartige schauspielerische Leistung. Er schafft es, den langsamen Übergang Darcys vom arroganten Gentleman zum einfühlsamen Liebhaber glaubhaft darzustellen. Dabei sieht er auch noch umwerfend gut aus. Und keine Sorge - zwar gibt es keine Hand-Szene wie die von Matthew Macfadyen, stattdessen aber eine heiße See-Szene à la Anthony Bridgerton ;)

Genauso finde ich Jennifer Ehles Darstellung Elizabeths als starke, selbstständige Frau, die sich in einer männerdominierten Gesellschaft zurücknehmen muss, überzeugender als Keira Knightleys Interpretation, die mir doch etwas zu modern für diese Zeit erscheint. Ich bin immer für eine rebellische Protagonistin zu haben, doch die Art und Weise wie Ehles Elizabeth ihre Meinung hinter einem höflichen Lächeln versteckt und Mr. Darcy neckt, finde ich irgendwie passender zu dieser Epoche.

Wie oben schon erwähnt, ist auch an der Kinoverfilmung nicht alles schlecht. Wer einfach eine leidenschaftliche Romanze mit dramatischen Momenten sucht und sich gut mit der Handlung des Buches auskennt, wird sich mit dieser wahrscheinlich zufriedengeben.

Wer aber ein Gespür für die Epoche bekommen und eine Geschichte im Sinne Jane Austens erleben möchte, ohne dafür das Buch gelesen haben zu müssen, dem empfehle ich die Fernsehverfilmung von 1995. Und was soll ich sagen? Selbst meine Mutter, Matthew Macfadyen Fan Nr. 1, habe ich überzeugen können. Wenn das nicht dafür spricht, dann weiß ich auch nicht.